CreaPhys – Der Aufreiniger

Sächsische Zeitung am 23.08.18

Von Bettina Klemm
Die Dresdner Firma Creaphys ist ein Spezialist für Vakuumbeschichtung und hochreines Material für die organische Elektronik.
Wie ein Kunstwerk sehen die lila Stäbchen im Glas aus. Diese organischen Zink-Phthalocyanin-Kristalle sind durch Verdampfen und Kondensieren in einer Spezialanlage gewachsen. Jens Drechsel nennt es „Aufreinigen“. „Um Lebensdauer und Leuchtkraft zu garantieren, werden für organische Halbleiter hochreine Materialien benötigt“, erklärt der Geschäftsführer der Creaphys GmbH in Dresden-Niedersedlitz. Dabei geht es um die 7. bis 10. Stelle hinter dem Komma. „DSU 300“ heißt die von Creaphys entwickelte und gebaute Anlage. Drechsel erhofft sich von diesem Bereich das größte Wachstum. Hochreine Materialien sind der Schlüssel für zahlreiche Anwendungen in der Feinchemie, Pharmazie und Nanotechnologie. Vor allem aber die organische Elektronik benötigt eine extrem hohe Reinheit der Materialien für die Produktion von effizienten Geräten wie OLEDs und organischen Solarzellen.
Ein weiterer Hauptgeschäftsbereich der Creaphys ist die Vakuumbeschichtung. In der organischen Elektronik geht es um ultradünne Schichten. Noch sind die Hauptkunden Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen von Instituten, Hochschulen und Industrieunternehmen. Erst kürzlich hat Creaphys eine Mehrkammervakuumbeschichtungsanlage für die Universität Würzburg ausgeliefert. Ein Auftrag im Wert einer dreiviertel Million Euro.
Als Mitglied des 2008 gegründeten Forschungsclusters Organic Electronics Saxony (OES) arbeitet Creaphys mit anderen regionalen Unternehmen der Branche bei der Entwicklung der Anlagen zusammen. Das Netzwerk OES fördert den Know-how-Transfer von der universitären Grundlagenforschung über Materialentwicklung, Anlagen, Bauelemente und Endprodukte.
Creaphys ist selbst 1999 aus dem Institut für Angewandte Photophysik (IAPP) der TU Dresden herausgegründet worden. Das Institut hat unter Leitung von Professor Karl Leo Spezialverdampfer für organische Materialien entwickelt, wie sie für Leuchtdioden und Solarzellen gebraucht werden. „An derartigen Verdampfern und Komponenten für organische Elektronik und der Reinigung organischer Materialien hatten auch andere Interesse“, sagt Hartmut Fröb und entwickelte daraus eine Geschäftsidee. Fröb leitet die Arbeitsgruppe Organic Optics and Laser am IAPP und wurde mit fünf Mitstreitern im Nebenberuf Unternehmer.
Der Lehrstuhl für technologieorientierte Existenzgründungen entstand erst 2000 an der TU. „Man hat einfach angefangen und dabei gelernt wie eine Firma funktioniert und sich anfangs von Projekt zu Projekt gehangelt“, sagt Drechsel. Als er 2004 fest angestellt wurde, musste er noch Monat für Monat sehen, wie das Geld für die Gehälter reinkommt. Zwei-, dreimal sei es wirklich knapp gewesen, zumal die Projekte vorfinanziert werden mussten und Banken nicht bereit waren, das Risiko zu tragen. Drechsel schwört auf sein Team und dessen Bereitschaft, Ideen zu verfolgen.
Derzeit beschäftigt die Creaphys 22 Mitarbeiter. Sie erwirtschaftet einen Jahresumsatz zwischen 2,5 und vier Millionen Euro. Seit April 2016 gehört das Unternehmen zur MBraun-Gruppe. Als kleine Firma allein hatte es Creaphys schwerer, auf dem Weltmarkt neue Produktionsverfahren in der entsprechenden Größe und Schnelligkeit anzubieten, erläutert Drechsel. Das sei mit dem weltweiten Vertriebs- und Servicenetzwerk der MBraun-Gruppe leichter. Mit deren finanzieller Unterstützung betreibe Creaphys nun ein voll funktionsfähiges Forschungs- und Entwicklungslabor für die Erarbeitung kundenspezifischer Prozesse. Geschäftsführer Jens Drechsel ist aber überzeugt, Creaphys wird auch künftig in Dresden forschen und entwickeln. In den nächsten fünf Jahren soll sich der Umsatz mehr als verdoppeln. Softwarespezialisten, Operator für Materialreinigung und Mechatroniker werden derzeit gesucht.
Das IAPP ist für die praktische Umsetzung wissenschaftlicher Ergebnisse bekannt. So wurden 2001 Novaled AG, 2003 Lex Solar GmbH, 2006 Heliatek GmbH, 2007 Sim4tec GmbH und im vergangenen Jahr Senorics GmbH gegründet.
Letztlich hatte vor 110 Jahren der Druck der Wirtschaft auch zur Bildung des Wissenschaftlich-Photographischen Instituts geführt, aus dem später das IAPP entstand. Es befindet sich im Krone-Bau, einem Anfang 2017 eingeweihten Neubau in der Nöthnitzer Straße 61. Neben modernen Forschungseinrichtungen leistet es sich eine Besonderheit: Im Erdgeschoss beherbergen mehrere Räume die Krone-Sammlung mit rund 2 500 bildlichen Objekten aus der Zeit von 1842 bis 1907, darunter 139 Lehrtafeln über die verschiedenen Verfahren in der Geschichte der Fotografie. Das Reliefporträt Krones im Institutsgebäude trägt die Inschrift: „Im Licht – Durchs Licht – Zum Licht“. Ohne Hermann Krone (1827 bis 1916) und seine unermüdliche Vorarbeit zu den wissenschaftlichen Grundlagen der Fotografie wäre die Institutsgründung kaum denkbar gewesen. Der heutige Institutschef Karl Leo und Creaphys-Gründer Hartmut Fröb sprechen vom „Stammvater“ Krone.
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